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Also, die diesjährigen Vorbereitungen für unseren einwöchigen Angelurlaub gingen ja schon sehr schleppend voran. Zunächst war die Vellach, fast an der slowenischen Grenze bei Klagenfurt in Kärnten im Gespräch, dann der untere Argen bei Isny, bis Andi sagte: Nix – wir gehen an die Wiesent, dort soll Anfangs Juni ein starker Schlupf der Maifliegen stattfinden, was ja in Fliegenfischer’s Kreisen allgemein bekannt sein dürfte. Wenn mich der Andi (www.fliegenwerfen.de) frägt, ob ich ihn an ein klassisches Salmonidengewässer begleiten möchte, dann ist das für mich Auszeichnung und Berufung gleichzeitig, ja, es ist ungefähr so, als wenn einem der Pabst die Hand auflegt, oder so ähnlich (äh-ja, hmmm..). Andi meinte, ich solle was über unsere Woche in und um Waischenfeld an der Wiesent schreiben, es fällt mir aber ein bisschen schwer, weil, es ist über die Wiesent schon so ziemlich alles geschrieben worden, was man als Fliegenfischer wissen- oder auch nicht wissen muß. Ich kann dem interessierten Leser eigentlich nur raten mit den Begriffen Waischenfeld oder Wiesent zu googeln, bingeln oder sonst irgendein Suchprogramm für das Internet zu verwenden, man kann sich dann tagelang mit div. Beiträgen bzgl. der Fliegenfischerei an der Wiesent beschäftigen, weswegen ich mich in allgemeiner Hinsicht kurz halte und nur das Erlebte schildere. Sollte ich eine ähnliche Formulierung genutzt haben wie sie in einem anderen Bericht bereits benutzt wurde, dann war das so nicht beabsichtigt und ist rein zufällig ( man muß da ja bekanntlich vorsichtig sein, andere verloren schon mal ihre ihre Promotion deswegen ). Am Samstag, den 04.06.2011 ging es dann mit meiner Großraumlimousine los. Wir fuhren auf der kaputten A5 nach Norden in Richtung Walldorfer Kreuz, anschließend auf der etwas besseren A 6 in Richtung Nürnberg und ab dort auf der super-hervorragend, 6-spurig ausgebauten A 9 In Richtung Berlin ( ja – je näher man der Hauptstadt kommt desto besser werden die Strassen !) Kurz vor Bayreuth, nach Pegnitz, verließen wir die Autobahn nach ca. 500 gefahrenen Kilometern und bogen nach links in die Fränkische Schweiz mit Waischenfeld als Mittelpunkt ab. Man mag es ja nicht glauben, aber Waischenfeld ist gerade mal so groß wie der kleinste Lörracher Ortsteil ( Lö.-Hauingen) mit so um die 3000 Einwohner, wobei sich aber die Einwohnerzahl aus den vielen kleinen Ortsteilen zusammensetzt, die dann („Groß-?“) Waischenfeld bilden, das „Zentrum der Fränkischen Fliegenfischerei ??“ Andi hatte für uns im Gasthof Thiem (www.gasthof-thiem.de ) in Waischenfelder Ortsteil Langenloh 2 Zimmer reserviert (Doppelzimmer, als Einzelzimmer zu 25.- Euro pro Übernachtung mit reichhaltigem und sehr gutem Frühstück ). Sehr gut gewählt – weit genug entfernt vom allgemeinen Trubel und der doch zeitweise sehr stark befahrenen Hauptstrasse in Waischenfeld, aber mit 1,5 - 2 Km zur Wiesent immer noch nah genug um innerhalb kürzester Zeit ( an der legendären Hammermühle vorbei ) an das Wasser zu gelangen. Ohne Auto geht es ja sowieso nicht, warum nicht dann nachts die Ruhe etwas abseits auf dem Berg genießen, zumal auch genügend Parkplätze vorhanden sind, im Gegensatz der zur Maifliegenzeit von Touristen überlaufenden „City“ , bzw. den dort befindlichen Übernachtungsmöglichkeiten. Der Chef des Hauses Thiem, zuvor in einem Sternerestaurant in Zermatt/Wallis/CH beschäftigt, übernahm vor einiger Zeit mit seiner überaus charmanten Gattin, nebst knapp 2-jährigem „Jungkoch“ die elterliche Gaststätte in dem 75 Seelen-Dorf und bietet dort eine wirklich sehr abwechslungsreiche und schmackhafte Küche an. Fliegenfischer sind herzlich willkommen, es gibt Räumlichkeiten(Garagen) zum Abstellen von Utensilien, um nasse Bekleidung zu trocknen ( Untergeschoß ) und/ oder notfalls auch um die eine oder andere Fliege zu binden ( z.B. die Gartenwirtschaft ). Wir aßen dort u.a. auch Hirschsteak vom feinsten, bissfestes frisch zubereitetes Gemüse, jew. 2 saftige Steaks, Herzoginkartoffeln und Preiselbeeren, zu einem für uns Südbadener fantastischen Preis, dazu einen heimischen fränkischen Rotwein und abschließend den dort bekannten Haselnußschnaps (-geist). Also wirklich, das war mit das Feinste, was ich so die letzten Jahre gegessen hatte. Bei unserer Essensbestellung direkt beim Chef fingen dessen Augen an zu leuchten und man konnte seine Leidenschaft für das Kochen erahnen. Aber auch die anderntags bestellte Brotzeit mit eingefügten italienischen Elementen ließen uns ins Schwärmen geraten. Die frischknackigen Salate sowieso. Oder in einem anderen Waischenfelder Ortsteil, in einer Brauereigaststätte, knapp 10 Km entfernt, z.B. Schni-Po-Sa (Schnitzel mit Pommes frites ( wahlweise Bratkartoffel ) nebst Salat ) für gerade mal 5,90 Euro. Ein halber Liter Bier vom Faß für nicht mal 2.- Euro, wie auch in den anderen Orten rund um Waischenfeld ! Die Spezialität der Fränkischen Schweiz „Schäuferla (gegrillt) mit Kloß und Sauerkraut“ ist ein Gedicht.
Im Gegensatz zu uns in der Grenzecke zur Schweiz und Frankreich machen die dortigen Preise Spaß um Essen zu gehen bei der entsprechenden Küche. Das Leben in und um Waischenfeld entspricht vielleicht gerade mal so 50 – 70 % der Kosten wie wir sie hier bei uns im Markgräflerland gewohnt sind. Mancher Eidgenosse würde dort wahrscheinlich nie wieder weg gehen. Wegen was waren wir wieder dort ? Ach so – ja, wegen der Fischerei ( Entschuldigung aber die wildromantische Gegend, die Burgen und die Küche der Fränkischen Schweiz – jeder Ort hat seine Brauerei sowie div. Bierspezialitäten - lassen einen ins Schwärmen geraten, nicht zu vergessen den Frankenwein, natürlich nicht so gut wie unser südbadischer Spätburgender – oder etwa doch ?? zumindest aber evtl. gleichwertig ! ). Tagtäglich gilt es Neues zu entdecken. Ja, also wir kamen in Waischenfeld, bzw. Langenloh am Nachmittag an, kurzer Zimmerbezug und anschließend ging es gleich los um für die ersten beiden Tage die Erlaubniskarten zu besorgen für die 2,5 km lange Strecke zwischen Nankendorf und Waischenfeld bei der Fam. A.Wehrl an der Kunstmühle Gutenbiegen oberhalb Waischenfeld. ( Tag/20.- €, erlaubte Entnahme jew. ein Fisch ) Es wurde anschließend das Wasser begutachtet, hierbei beobachteten wir einen herzerfrischenden, vom Fliegenwerfen begeisterten Jungen von vielleicht 13 – 14 Jahren wie er mit Nymphe in Begleitung des Vaters der Fliegenfischerei nachging. Die Ungeduld der Jugend ließen seine Würfe vielleicht etwas hektisch erscheinen, sein Wille Forellen zu fangen überwiegte aber und ließ die geruhsame Wurfeleganz des erfahreneren Fischers nicht unbedingt vermissen. Als sein Vater dann eine gute Bachforelle fing, strahlte der Junge über das ganze Gesicht und der Stolz über den Fang seines Vaters spiegelte sich in seinen Augen wider, ja er tropfte ihm regelrecht aus jedem Knopfloch, zumal er den Fisch für seinen Vater keschern durfte, - Wow ! Alles Glück der Erde schien ihm wiederfahren zu sein als er die Bachforelle vor sich hielt und der Vater ,nur für uns sichtbar, im Hintergrund schmunzelte. Ein schönes Erlebnis als Zuschauer mit anwesend sein zu dürfen. Im Gegensatz zu Vater und Sohn hatten wir Fotoapparate dabei und machten Bilder die wir ihm dann später auch online zusandten. Einen schöneren Auftakt unserer Angelferien mit dem leidenschaftlichen Jungen und seinem Glück der durchaus für ihn fast kapitalen Forelle, hätte es für uns eigentlich nicht geben können. Wir freuten uns mit ihm und dem Vater, der das Glück hatte seinem Sohn unser schönes Hobby vermittelt haben zu können. Gibt es was schöneres für einen Vater der der Fliegenfischerei nachgeht – ich glaube, nein. ∞ Die ersten 2 Tage (So. und Mo.) an der Wehrl’schen Strecke erbrachten eine Vielzahl von gutgenährten Bachforellen, wobei aber die erhofften kapitalen Fische und Äschen nicht dabei, aber zweifellos vorhanden waren wie wir am Steigen der Fische und dem Platschen erahnen konnten. Nur unsere Maifliegenimitate wurden nicht so angenommen wie wir es uns wünschten. Der Schlupf der Maifliegen war auch noch nicht so richtig ausgeprägt. Etwas Abstand vom Wasser ist an der Wiesent daher ratsam. Die von uns mitgeführte Watbekleidung blieb im Fahrzeug, da nicht erforderlich – anderntags ging es erst mal stabile Schuhe kaufen ( Zalando ist bei den Preisen in Franken kein Thema ) Vormittags und Abends konnte mit Trockenfliege gefangen werden, ansonsten war man tagsüber mit entsprechender Nymphe erfolgreicher. Dies änderte sich, als wir mit Einheimischen sprachen und uns entsprechende Muster im Fliegenfischer-Shop (Nähe Hammermühle ) beim Manfred Herrmann besorgten. Diese Muster lagen genauso im Wasser wie die Spents nach der Eiablage. ( Mehr wird aber nicht verraten ! ) Tag 3 und 4 ( Di. und Mi.) hatten wir uns die Waischenfelder Stadtstrecke vorgenommen, beginnend unterhalb der zur Kunstmühle Gutenbiegen gehörenden Sägerei nördlich des Campingplatzes, bis zum Aufgang des weithin sichtbaren Felsens gelegen, fast am Ende des Ortes. Erlaubniskarten bekommt man beim Manfred Herrmann in dem bereits erwähnten Geschäft mit angeschlossener Fliegenfischerschule. Die Erlaubniskarte für 20.- Euro/Tag und 2 Fische frei ( oder 1 Bachforelle –ab 32 cm- und 1 Äsche –ab 45 cm, nach Entnahme des 2. Fisches ist das Fischen einzustellen ). Die Campinggaststätte war uns eine immer wieder willkommene Raststelle für „kleinere“ Mahlzeiten und durstige Fliegenfischer - wissen Sie was Glaswurst ist ? – Der Wirt: Wenn die Glaswurst aus der Büchse kommt, dann ist es Büchsenwurst !! Aha, – ja, da muß man aber auch erst mal drauf kommen , ich hätte es für gepökelten Kochschinken o.ä gehalten.
Unterhalb der Mühle in der Stadtmitte beobachteten wir mehrpfündige Forellen die sich vor dem Steigen unsere Trockenfliegen erst mal genau ansahen, die größeren und erfahreneren Fische rochen aber den Braten und drehten vor der Fliege ab. Man merkt, die Forellen in Waischenfeld sind „Fischergewohnt“ und soooo.. mißtrauisch. Durch Zufall lernten wir den deutschlandweit in Fliegenfischerkreisen bekannten Guide für die sächsische Schweiz und Fliegenbinder Ingolf Augustin kennen, der Stammgast an der Wiesent ist und uns mit vielerlei Tips und Tricks uneigennützig unter die Arme griff. Er imitiert durch genaue Beobachtung die für das Gewässer jeweiligen Insekten, sucht sich passende Bindematerialien ( - was es da nicht alles gibt ! ) und verschafft den Mustern mit diesen speziellen Materialien so auch das entsprechende Schwimmverhalten. Wir nahmen fast nur noch seine Fliegen, mit denen wir eigentlich dann auch ganz gut fingen. Div. Bindevorführungen für uns mit seinem „Reise-High-Tech Bindeequipment “ waren eingeschlossen. – Respekt und vielen Dank auch! – (s. www.kunstfliegen-augustin.de ) Tag 5 ( Do.) verbrachten wir an der ca. 2 Km langen Strecke der Gaststätte Pulvermühle in Waischenfeld, ca. 6 Km unterhalb der Gaststätte beginnend, ab Gaststätte Schottersmühle. Die Erlaubniskarte ( 20.- Euro, max. 2 Fische, Schonmaß Bachforelle 35 und Äsche 45 cm ) bekommt man in der geschichtsträchtigen Pulvermühle, , man muß dort nicht unbedingt Hausgast sein um eine Karte zu bekommen, aber unbedingt sollte man dort verweilen und sich was Gutes gönnen ( sehr gutes Essen, Chef ist ein guter Freund vom unserem Lieblingswirt Thiem – sie bekochen sich in ihrer Freizeit gegenseitig ). Der Beginn der Strecke erinnerte mich an die Indianerfischerei an der Roten Traun, Gebüsch und Kraxelei jede Menge, jeder Brennesselzüchter hätte dort seine wahre Freude an dem Pflanzenvorkommen, welches brusthoch wuchs ( ich meine ab 1,60 m ) was zu durchqueren galt. Das war für mich so ziemlich die einzige Stelle, bei der die Wathose von Vorteil gewesen wäre so man sie getragen hätte. Grundsätzlich ist ja an den bereits genannten Stellen das Waten nicht gestattet. Andi nahm das Wagnis in Angriff – ich fuhr an das untere Ende, welches nicht so bewachsen war. Als mir Andi nach ca. 3 Stunden wieder begegnete, leuchteten seine Augen und er schilderte mir, wie er in fast menschenleerem Gebiet in purer Natur ein fliegenfischereiliches Highlight nach dem anderen erlebt hatte. Er versicherte mir auf meine Nachfrage, der von mir anfangs für beginnende Masern oder Pocken gehaltenen Gesichtsausschlag, sei nichts ernsteres ( hatte er etwa Bekanntschaft mit den Brennesseln gemacht ? ) Wir erörterten eine Verlängerung unseres Urlaubs sehr intensiv, und waren uns nach ca. 20 Sekunden Austausch von Argumenten einig. Nach kurzer Nachfrage in unserem Domizil Landgasthof Thiem, holten wir uns noch für die nächsten beiden Tage Karten an der Stadtstrecke, der Wehrl’sche Gewässerabschnitt war ja ausgebucht. Man merkte es – die Hochzeit der Maifliegen nahm immer mehr zu und proportional dazu das Gewicht und die Größe der gefangenen Fische. Nur die von Andi erhoffte 6 pfündige Forelle war leider nicht darunter. Wir genossen daher noch Tag 6 und 7 ( bei aller Bescheidenheit – ich fing da meine bisher größten Forellen ) und waren dann am Pfingstsonntag bei der Rückfahrt nach Hause noch so gefangen von den Eindrücken der erlebten Woche, daß wir bei aller Aufmerksamkeit des Autobahnverkehrs die richtige Abfahrt in Richtung Heilbronn verpassten und daher einen kleinen Umweg über Augsburg und Ulm ( sollen wir noch an die Blau gehen – dort ist doch auch Maifliegenzeit ? ) machten. Am Pfingstmontag telefonierte ich nochmal mit dem Ingolf Augustin den ich wieder an der Wiesent wusste. Er schilderte mir schöne Fangerlebnisse, nur stünde fast alle 20 m ein Fliegenfischer ( er neigt etwas zum übertreiben diesbezüglich, er meinte –Rush-hour an der Wiesent - ) . Ja – die Wiesent gehört halt allen ( Spaziergänger, Fischer, Kanufahrer ) wobei man sich eigentlich immer arrangieren kann. Eine Kartenkontingentierung wäre evtl. angebracht um den Befischungsdruck etwas zu senken. Warum kann man nur zur Maifliegenzeit dorthin fahren ? Also, mich sieht die fränkische Schweiz wieder.
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